Sind Krawalle im Zusammenhang mit Fussballspielen Vereinssache ???

Dieser Frage möchte ich im Zusammenhang mit dem tragischen Tod eines italienischen Fussballfans am vergangenen Wochenende und den kürzlichen Ausschreitungen in Dresden in Verbindung mit dem Spiel FC Dynamo Dresden II gegen Lokomotive Leipzig nachgehen. Denn nun werden Forderungen von Seiten der Politik laut, die die Vereine nach Ausschreitungen zur Kasse bitten wollen. Im Innenministerium Sachsen nennt sich dies dann „Musterpolizeiverordnung Fussball“ und die Gewerkschaft der Polizei fordert sogar ein Verbot von Fussballspielen durch Städte und Gemeinden, wenn mit Ausschreitungen am Rande von Fussballspielen zu rechnen ist.

Generell finde ich das Bemühen um eine friedliche Atmosphäre in den Stadien richtig. Dies steht aus meiner Sicht auch außer Frage, denn der Sport mit seinen Akteuren und nicht die revalisierenden Fangruppen stehen Woche für Woche im Vordergrund eines Spieltages. Dennoch finde ich die gemachten Vorschläge eher unüberlegt und vor allem nicht problemlösend. Denn nehmen wir mal an, die Stadt Leipzig entschliesst sich die Partie Sachsen Leipzig gegen Lokomotive Leipzig aufgrund drohender Ausschreitungen abzusagen.

Erstens was passiert dann mit diesen Teams in der Tabelle bzw. wie wird die Partie gewertet? Einen Sieger zu kühren bringt ja nichts, denn wer die Gegebenheiten in Leipzig kennt, der weiß, dass sich beide Fanlager nichts nehmen und daher nicht definiert werden kann, von welcher Seite die Ausschreitungen besonders forciert werden würden. 

Zweitens wer sagt denn, dass die organisierte Krawallszene den spielfreien Tag nicht trotzdem nutzt, um sich in der Stadt zu treffen und Ausschreitungen zu provozieren?

Und Drittens, denke ich, dass es nicht einem Verein zu Last gelegt werden kann, wenn Ausschreitungen ausserhalb des Stadions stattfinden. Denn die Vereine sind für die Sicherheit im und um das Stadion verantwortlich. Dafür hat der Deutsche Fussballbund laut seinem Generalsekretär Wolfgang Niersbach vor der WM 2006 40 Mio Euro investiert.

Unter diesem Blickwinkel sei nicht zu vergessen, dass ebenfalls laut Niersbach, der DFB während der WM rund 100 Mio Euro an Steuern an den Bund überwiesen hat. Hinzu kommen die 500.000 Euro, die jede Stadt für die Austragung eines Länderspiels vom DFB erhält und die rund 460 Mio Euro, die die 36 Lizenzvereine jährlich an Steuern an den Bund überweisen. Insgesamt eine Menge Geld. Vergleicht man dies mit den Kosten die bei der Absicherung eines Spiels entstehen, zuletzt waren es in Leipzig rund 25.000 Euro, verstehe ich nicht, warum solche Vorschläge in den Raum gestellt werden.

Aus meiner Sicht hilfreicher wären da die Überlegungen, wie man mit präventiven Fanprojekten, deren Zuschüsse vom Bund jährlich gekürzt werden, Ausschreitungen bereits im Vorfeld verhindern kann. Es wäre doch preiswerter, jedem Verein, der mit derartigen Problemen zu kämpfen hat, einen eigenen Fanbetreuer zur Verfügung zu stellen. Dieser kann im Jahr nicht die Welt kosten und bietet gleichzeitig die Möglichkeit, Akzeptanz bei den Krawallmachern aufzubauen. Dies geschieht bestimmt nicht über Nacht, sondern fordert vielmehr einen jahrelangen und konsequenten Einsatz der Person, jedoch ist die Zielerreichung wesentlich wahrscheinlicher als durch Verbote von Fussballspielen.

Hinzu kommt, dass es aus meiner Sicht sehr einfach ist, etwas zu verbieten, damit wird jedoch nicht sichergestellt, dass es dann nicht tatsächlich nicht passiert. Die Last einfach auf die Vereine zu verschieben ist aber bestimmt nicht der richtige Weg und ein falsche rAnsatz. Vielmehr sollten sich beide Seiten an einen Tisch setzen und gemeinsam nach einer Lösung suchen.

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Autor:
Fussball
Erstellt:
12. Nov 2007

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