Kann man von Fußball-Videogames Strategien lernen?
König Fußball verbindet Nationen, und das über Generationen hinweg. Wer hat nicht in seiner Kindheit auf der Wiese oder dem Schulhof gekickt, vor dem Bildschirm bei Länderspielen und Meisterschaften mitgezittert und in der Fantasie selbst die Meisterschale hochgehoben oder den Titel als Manager des Jahres erhalten?
Kein Wunder, dass das Spiel mit dem runden Ball unverändert populär ist. Dabei verbinden viele Fans mit den nervenaufreibenden Partien ihrer Teams gern auch den zusätzlichen Nervenkitzel von Fußballwetten. Doch um damit auf Dauer Erfolg zu haben, gehört genau wie beim richtigen Spiel Erfahrung dazu. Anfängerglück ist gut und schön, aber mit echtem Wissen um Teams, Taktik, Stärken und Schwächen nicht zu vergleichen. Und weil nichts über konkrete Erfahrung geht, sind Videogames wie Fußballmanager eine gute Möglichkeit, den Sport spielerisch zu erleben und zugleich sein eigenes Wissen zu vertiefen.
Bezug zur Realtität nehmen
Natürlich wird niemand durch ein paar Runden auf dem Handy oder der Konsole zum unschlagbaren Experten. Aber wer als Trainer spielt und seinen Kickern im Rahmen des Videospiels die gleichen Anweisungen gibt, die der Heimatverein in den jüngsten Spielen von seinem Coach erhalten hat, kann leichter nachvollziehen, warum die Strategie entweder erfolgreich war oder dem Verein Kopfschmerzen macht.
Hinzu kommt die Erfahrung, dass sogar die am einfachsten wirkende Strategie auf diverse Faktoren Rücksicht nehmen muss. Welcher Spieler ist am wichtigsten für welche Entscheidung? Wenn er aus Verletzungsgründen beim nächsten Match des Clubs ausfällt, ist es möglicherweise ein Grund, nicht auf den Sieg zu setzen. Wie effektiv ist eine Formation, die bei verschiedenen Gegnern alles auf Angriff setzt? Wie wirkt sich der Schwerpunkt auf ein Defensivspiel aus?
Obwohl einem bei den Manager-Games zumeist angezeigt wird, wie gut die jeweilige Rolle zum Spieler passt, heißt das noch lange nicht, dass die Auswahl genauso erfolgreich auf die Strategie angepasst ist, die dem Manager vorschwebt. Nicht umsonst soll Sepp Herberger gesagt haben, „Elf Freunde müsst ihr sein“. Das begnadetste Kicker-Team kann auf dem Feld versagen, wenn die Mannschaft als Einzelkämpfer mit Diva-Status daherkommt, statt aufeinander eingespielt die Partie zu bestimmen.
Erfahrung durch Videogames sammeln
Je mehr Erfahrung man mit den Videogames sammelt, desto leichter lässt sich das tatsächliche Geschehen auf dem Spielfeld analysieren, und umso eher treffen die eigenen Tipps im Regelfall zu. Zwar gibt es wie überall im Leben keine Garantien auf Erfolg, aber das gilt selbst für die erfolgsgewöhntesten Kicker, Trainer und Manager, wie die deutsche Nationalmannschaft bei ihrem blamablen Vorrundenaus bei der Weltmeisterschaft in Russland feststellen musste.
Um beim Fußball-Manager-Spiel Erfolg zu haben, kommt es auf eine Kombination aus Taktik und Köpfchen an, um eine gewinnbringende Strategie zu entwickeln. Das fängt schon bei der Auswahl der virtuellen Spieler an, die unter Vertrag genommen und auf den Rasen geschickt werden. Wie im richtigen Fußball auch stellt sich erst in der Begegnung heraus, ob sich das im Training vielversprechende Kickertalent auf dem Spielfeld bewährt. Wer dem Team nicht helfen kann, muss wohl oder übel den Abschied nehmen.
Der Fan kennt den Verein in- und auswendig
Die meisten Fans kennen den eigenen Verein in- und auswendig, inklusive Spielerstatistiken, Einsatzhäufigkeit und wo es hapern kann. Doch um andere Teams und andere Ligen zu studieren, eignen sich Fußballspiele ebenso wie das Streamen von vergangenen Begegnungen.
Die spannendsten Games bieten eine Auswahl an Clubs und Spielern an, die vom Zocker gemanagt werden können. Dabei stellt sich heraus, wer zur Spreu und wer zum Weizen gehört oder wer seine Ideen überdenken sollte, was die Taktik im Spiel angelangt.
Weil die Regeln schnell zu lernen sind, es aber jede Menge Feinheiten gibt, ist sogar der erfahrenste Manager nicht vor Überraschungen gefeit – Pep Giardiola und Jürgen Klopp können das aus eigener Erfahrung bestätigen.
Professionelle Karriere als Manager und Trainer
Die besten Trainer und Manager haben eine professionelle Karriere als Spieler hinter sich. Als Online-Gamer kann man das im Spiel nacherleben, wenn etwa wie bei FIFA in die Rolle des Kickers geschlüpft wird. Dabei stellen die meisten Hobby-Fußballer rasch fest, wie viel Überlegung und Kalkül in der Hitze des Augenblicks dazu gehört, um rechtzeitig den Ball abzugeben, ihn zu lupfen, zu schlenzen oder den Freistoß im Netz zu versenken.
Die besten virtuellen Spieler können aus dem Hobby eine lukrative Karriere oder ein zweites finanzielles Standbein machen. Während das Wetten auf Partien oder Meisterschaften sich aus gutem Grund bei den Quoten im konservativen Rahmen bewegt, lassen sich für die virtuellen Spieler ganz andere Einnahmen erzielen. Nicht umsonst sind die Online-Kicker in den virtuellen Bundesligen als Vertragskicker für renommierte Clubs begehrt. Werder Bremen hatte bis vor Kurzem den amtierenden deutschen Meister in der virtuellen Bundesliga und Titelträger im FIFA eWorldCup, Mohammed „MoAuba“ Harkous, unter Vertrag. Die Weltmeisterschaft im FIFA-Spiel auf der Konsole ist mittlerweile mit 250.000 Dollar dotiert. „MoAuba“ war der erste Champion auf der Playstation 4 seit 2015. In den anderen Jahren war stets ein Xbox-Spieler erfolgreich.
Mit dem Launch der neuen Konsolengeneration von Playstation und Xbox im November 2020 wird sich zeigen, welche Plattform die dominantere beim FIFA-Spiel sein wird oder ob der eSport wieder ausgeglichener wird.
Fußballspiele machen aber auch ohne Karrieregedanken Millionen von Fans Spaß, und je mehr bewusstes oder unbewusstes Wissen um Strategie und Taktik dabei aufgesogen wird, umso besser. Schließlich sind es die Spannung und der Spaßfaktor, durch die Fußball Generationen und Nationen verbindet.