Farbenblindheit im Fußball

Gute Augen müssen sein im Fußball. Nur wer optische Eindrücke blitzschnell und korrekt einschätzt, kann auch entsprechend reagieren. Auch Fans müssen sich auf ihre Sicht verlassen können, um in den vollen Genuss beim Zuschauen zu kommen.

Farbenblindheit: Fußball auf schwarz rot goldenen Streifen liegend

Doch selbst bei perfekter Sehschärfe können andere Faktoren Kickern und Publikum das Spiel vermasseln. Ein Knackpunkt bei der vergangenen WM war das Design verschiedener Trikots. Rund jeder achte Mann leidet unter einer Rot-Grün Schwäche und kann diese Farben nicht erkennen und unterscheiden. Bei Frauen ist etwa ein Prozent der Bevölkerung betroffen, weil Farbenblindheit über das X-Chromosom vererbt ist, von dem Männer im Gegensatz zu Frauen nur eines besitzen.

Es kommt zwar nicht andauernd vor, dass ausgerechnet König Fußball aufgrund der Kleidung der Spieler zu Unmut führt, aber vor allem das Spiel Russland gegen Saudi-Arabien war für rot-grün-blinde Fans ein Reinfall. Die russischen Kicker traten in roten Trikots an, die Saudi-Arabier in grünen – sie auseinander zu halten war für normalsichtige Menschen kein Problem, für Leute mit Farbfehlsichtigkeit jedoch fast ausgeschlossen. Lediglich die Shorts der Spieler boten einen Anhaltspunkt, weil die russische Nationalmannschaft weiße und das saudi-arabische Team grüne Hosen trug.

Diesen Vorteil hatte der rot-grün-blinde dänische Star Thomas Delaney nicht, als er mit seiner Nationalmannschaft in der Vorbereitung auf die Weltmeisterschaft im Testspiel auf Mexiko traf. Die Mexikaner trugen grüne Trikots und weiße Shorts, die Dänen rote Trikots und weiße Shorts. Delaney, der bei der BVB Dortmund unter Vertrag steht, hatte arg damit zu kämpfen, seine eigenen Teamkameraden auf die Schnelle und aus den Augenwinkeln zu erkennen.

Auch der ebenfalls von Dyschromatopsie betroffene Nationaltrainer Norwegens, Lars Lagerbäck, war alles andere als glücklich über die Farbenwahl für die Weltmeisterschaft, die ihm das Zuschauen erschwerte.

In extremen Fällen hat die Kleidung rot-grün-blinde Kicker sogar schon zum Verzicht aufs Auflaufen gezwungen. Zum Beispiel in Schweden: Andi Toompuu, Kapitän des Zweitligisten IK Brage, sah keine Chance, seine grüngekleideten Vereinskameraden von den rot-gewandeten Kickern des FK Östersund zu unterscheiden. Er hatte bis kurz vor dem Anpfiff vergeblich gehofft, die Schiedsrichter würden Brage in schwarzen Ausweichtrikots spielen lassen, um ihm die Teilnahme zu ermöglichen.

Auch bei der WM hätten nach Ansicht von Experten schon geringfügige Änderungen genügt, um grüne und rote Trikots durch Muster, Markierungen oder andersfarbige Armbinden für Fans und Spieler mit Rot-Grün-Blindheit unterscheidbar zu machen. Stattdessen wurden ungezählte Zuschauer frustriert, obwohl ihnen diese spielerisch ansonsten durchaus zugesagt hätten. Für Kicker wie Delaney können solche Dinge sogar Karriere entscheidend sein.

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Autor:
Fussball-Meister
Erstellt:
2. Okt 2018

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