Deutschland ist besser als sein Ruf – ein kleines Fazit der Fussballweltmeisterschaft 2006
Nun sind es fast 24 Stunden her, seit sich der Fußball das letzte mal während der Weltmeisterschaft 2006 im Berliner Olympiastadion gedreht hat. Viele Eindrücke und Erlebnisse der vergangenen vier Wochen brauchen Zeit um zu sacken und verarbeitet zu werden. Nun ist es aber auch an der Zeit ein kurzes Fazit des Erlebten zu ziehen und dies möchte ich aus meiner Sicht tun. Vielleicht können nicht alle Aspekte berücksichtigt werden und es gehen einige Dinge in der Flut der Informationen unter, aber mein gewonnener Gesamteindruck der Weltmeisterschaft soll vermittelt werden.Â
Uns allen wird sicherlich das Auftreten unserer Nationalmannschaft in Erinnerung bleiben, die es geschafft hat, mit ihrer Spielweise und ihrer gesamten Art, ein Land von der Nordsee bis zum Bodensee zu vereinen und in eine gemeinsame Euphorie zu stürzen, die Deutschland in den letzten Jahrzehnten so nicht gekannt hat. Die Begeisterung von Jung und Alt für dieses Team ist glaube ich einmalig und war zu jeder Zeit und an jeder Ecke während der WM zu spüren und zu erleben. Erstaunlich und zugleich positiv in diesem Zusammenhang ist, dass diese Euphoriewelle auch nicht kleiner wurde, als das deutsche Team ihr erstes Spiel im Halbfinale gegen den späteren Weltmeister Italien verloren hat. Dies ist doch eigentlich erstaunlich, denn bisher haben wir Deutschen nur selten diejenigen gefeiert, die keinen Titel geholt haben. Mich freut es, denn es geht aus meiner Sicht auch nicht immer darum zu gewinnen, sondern vielmehr darum, aus seinen Möglichkeiten das Maximum herauszuholen. Und dies hat das deutsche Team gemacht und dafür den verdienten Respekt und die verdiente Anerkennung aus der Bevölkerung erhalten. Nicht umsonst sind sie nach dem Sieg im Spiel um platz drei als Weltmeister der Herzen gefeiert worden. – Und das schönste an der ganzen Sache ist, es ist eine sehr junge Mannschaft gewesen, die dies alles erreicht hat. Macht Hoffnung für die nächsten Jahre und Turniere. Spätestens zur EM 2008 in Österreich und der Schweiz werden wir sehen wie die Jungs sich entwickelt haben. :O)Â
Vielleicht und hoffentlich weiter mit dem Bundestrainer Jürgen Klinsmann, der sich in den nächsten Tagen entscheiden wird, ob und unter welchen Bedingungen er seine Arbeit für den DFB fortsetzen wird. Ich hoffe die Verantwortlichen beim DFB sind nicht nur darauf bedacht ihre gewohnten Strukturen zu retten, sondern lassen es zu, Neuerungen, die ein junger und meist unkonventioneller Bundestrainer Jürgen Klinsmann versucht einzubringen, wirken zu lassen. Der Erfolg der vergangenen vier Wochen sollte ihm Recht geben und der Wunsch der Bevölkerung nach dem Bundestrainer Klinsmann das Notwendige Druckmittel sein, um seine Vorstellungen und Wünsche in seiner Arbeit umsetzen zu können. Sicherlich wird Jürgen Klinsmann auch wissen, dass seine Leistung eine ist, der nur eine kurze Haltwertzeit geschenkt ist. Denn er wird nach all dem Sonnenschein der vergangenen vier Wochen in der Zukunft auch wieder mit Kritik rechnen und leben müssen, wenn die ersten schwarzen Wolken am Himmel der Nationalmannschaft auftauchen und einige schlechtere Spiele abgelegt werden, als die vergangenen sieben Partien. Trotzdem oder gerade deswegen wird sich Klinsmann seine Entscheidung gut überlegen und trotz dieser drohenden Wolken hoffentlich weiter als deutscher Nationaltrainer arbeiten.
Aus spielerischer und sportlicher Sicht war es nicht die Weltmeisterschaft der berauschenden Fußballfeste und des trickreichen Kombinationsfußballs. Es fanden zwar allerorts Fußballfeste statt, diese lebten aber vor allem von der Leistung der Fans aus dem In- und Ausland, die jedes Spiel zu ihrer Partie machten, auch wenn das auf dem Platz gebotene enorm von taktischen Zwängen geprägt war. Dies belegen die relativ wenigen Tore, die auf dem WM-Rasen 2006 geschossen wurden und dass die Torschützenkrone an Miroslav Klose gegangen ist, der während WM fünf Tore erzielt hat. So wenige Tore haben noch keinem Akteur genügt, um Torschützenkönig bei einer Weltmeisterschaft zu werden. Insgesamt landete der Ball 136 mal im Tor des Gegners.
Auch die Polizei hat ein positives Fazit der Fußballweltmeisterschaft gezogen und bedankt sich bei den Fans aus dem In- und Ausland für die vergangenen Wochen. Vier Wochen Partystimmung haben für eine sichere und friedliche WM gesorgt. Es habe keine größeren Ausschreitungen gegeben verlautbarte die Anti-Hooligan Zentrale in Neuss. Bundesweit seien bei der WM rund 7000 Straftaten und 875 Verletzte registriert worden. Aus meiner Sicht, gemessen an der Zahl der Menschen, ein sehr niedriger Wert. :O) Zumal im Vorfeld der Weltmeisterschaft einige Befürchtungen vor sich androhenden Krawallen zwischen den Hooligans der einzelnen Nationen bestanden. Das System der Sicherheit hat sehr gut funktioniert und diese Krawalle sind zur Freude aller ausgeblieben. Â
Ich hoffe, das wir uns lange ein wenig von der Stimmung in Deutschland während der vergangenen vier Wochen bewahren können und die Zeit der WM jedem Einzelnen von uns als unvergessliches Erlebnis in Erinnerung bleibt. Ich für meinen Teil bin froh, dass ich diese Weltmeisterschaft in Deutschland erleben durfte und sie hat mein Interesse an dem Spiel nicht nur gefestigt, sondern wachsen lassen. Ebenso habe ich gelernt, dass auch in Deutschland auf Straßen und Plätzen exstatische Partys mit mir bis dato fremden Leuten gefeiert werden können. Wie gesagt wir sehen zumindest Europa bei der Europameisterschaft 2008 in Österreich und der Schweiz wieder und ich habe mich bereits in die Vormerklisten für die Ticketauslosung eintragen lassen. ;O)